Die Stadt Bornheim auf dem Weg zur Klimaneutralität 2045

Im Pariser Klimaabkommen von 2015 hat sich die Weltgemeinschaft das Ziel gesetzt, die Erderwärmung auf 1,5 Grad - maximal 2 Grad - zu begrenzen ("1,5-Grad-Ziel"). Dieses Abkommen wurde von insgesamt 195 Staaten unterzeichnet. Doch selbst wenn dies gelingt, kann es bereits zu gravierenden Folgen für das Klima und damit für Mensch und Natur kommen. So ist mit noch häufigeren und stärkeren Extremwetterereignissen wie Hitze, Bränden und Überschwemmungen zu rechnen. Schon bei einer Erwärmung um 1,5 Grad spricht der Sonderbericht des Weltklimarates (IPCC) von einer Verdoppelung des Hochwasserrisikos. Ein Anstieg  um 2 Grad hätte noch deutlich drastischere Folgen für Artensterben, Wetterextreme, die menschliche Gesundheit und den Anstieg des Meeresspiegels. Soll das 1,5-Grad-Ziel noch erreicht werden, müssen die Treibhausgasemissionen auf nahezu null reduziert werden.

Bei einer Klimaneutralität wird durch die menschliche Aktivität in Summe das Klima nicht beeinflusst. Daher ist das Erreichen eines Gleichgewichts zwischen der Emission von Kohlenstoff und der Aufnahme von Kohlenstoff aus der Atmosphäre in Kohlenstoffsenken notwendig. Netto dürfen also keine klimaschädlichen Emissionen mehr in die Atmosphäre gelangen ("Netto-Null-Emissionen"). 

Treibhausgasbilanz der Stadt Bornheim

Eine Treibhausgasbilanz (oder Carbon Footprint) beschreibt alle klimawirksamen Emissionen eines Unternehmens, eines Produkts oder auch innerhalb eines bestimmten Raumes - etwa einer Kommune. Mit einer Treibhausgasbilanz lässt sich einschätzen, wie klimafreundlich der untersuchte Raum ist. Daraus wiederum lassen sich Maßnahmen zur Vermeidung und Reduktion von Treibhausgasemissionen ableiten. Die Energie- und Treibhausgasbilanz bildet also die Grundlage um strategische Planungs- und Entscheidungshilfen für die Umsetzung von Maßnahmen im Hinblick auf die übergeordnete Zielstellung Klimaneutralität erarbeiten und bewerten zu können. 

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Am 09.02.2023 hat das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) im Umweltausschuss die Treibhausgasbilanz der Stadt Bornheim aus dem Jahr 2019 vorgestellt. Die vom IfaS ermittelten Daten aus dem Jahr 2019 als aktuellster verfügbarer Datensatz geben neben der Treibhausgasbilanz der Stadt Bornheim zudem Auskunft über die Energiebilanz. Dieser Bilanzierung nach wurden insgesamt 267.900 Tonnen Treibhausgasemissionen ausgestoßen, was einem Pro-Kopf-Anteil von 5,5 Tonnen entspricht. In Sektoren aufgeteilt ergibt sich daraus, dass 48% der Emissionen von privaten Haushalten, 31,5% aus dem Verkehr, 19% aus Industrie, Gewerbe und Dienstleistungen sowie 1,5% aus städtischen Liegenschaften stammen.

In Summe beträgt der Gesamtenergieverbrauch in Bornheim 843.900 MWh, pro Kopf stellt das etwa 17,5 MWh dar. Der Energieverbrauch verteilt sich auf Strom mit 17%, auf Wärme mit 52% und auf den Verkehr mit 31%. Im Stromsektor beläuft sich der Anteil klimaschädlicher fossiler Quellen auf 79,5%, während es im Wärmesektor sogar 96,5% sind. Hier gibt es in der klimaneutralen Transformation also noch großen Handlungsbedarf, dem sich die Stadt Bornheim annimmt.

Mit Blick auf den Verkehrsbereich geht aus der Bilanzierung des IfaS hervor, dass 78% der Verkehrsleistung im Personenverkehr auf den motorisierten Individualverkehr zurückzuführen ist. Die Verkehrsleistung des ÖPNV beläuft sich auf 13%, Fuß- und Radverkehr kommen auf 4% und 5%.

Seit 2010 sind sowohl der Energieverbrauch, als auch die Treibhausgasemissionen um 10% gesunken, jedoch ist diese Reduzierung hinsichtlich des Ziels der Klimaneutralität bis spätestens 2045 zu langsam vorangegangen. Daher befindet sich, wie durch den Rat der Stadt Bornheim beschlossen, ein umfassendes Konzept zur Umsetzung strategischer Klimaschutzmaßnahmen in Arbeit.

Den vollständigen Bericht zur Treibhausgasbilanz können Sie HIER einsehen.


Bausteine Klimaneutralität

Um das Ziel, bis 2045 eine bilanzielle Treibhausgasneutralität (Klimaneutralität) zu erreichen, sind umfassende Maßnahmen notwendig. Drei Themen sind dabei von besonderer Wichtigkeit: die kommunale Wärmeplanung, eine klimafreundliche Mobilität und der Ausbau erneuerbarer Energien. 

Kommunale Wärmeplanung

Die Herausforderungen bei Energieversorgung und Klimaschutz werden immer komplexer. Um sie aktiv anzugehen, hat die Stadt Bornheim den Prozess der kommunalen Wärmeplanung initiiert. Die Wärmeplanung ist ein wichtiger Schritt in Richtung Klimaneutralität, denn die Wärmeerzeugung ist für rund 40 Prozent der Treibhausgasemmissionen verantwortlich. Vor allem aber ist sie entscheidend, um eine nachhaltige Energieversorgung auf lokaler Ebene zu gewährleisten. Durch die Analyse und Optimierung von Wärmequellen kann die Stadt ihre Umweltauswirkungen reduzieren und den Weg für effizientere, ressourcenschonende Heizsysteme ebnen. 

Klimafreundliche Mobilität

In Deutschland macht der Anteil des Verkehrs an den Treibhausgasemissionen etwa 20 Prozent aus, EU-weit sind es gar rund 25 Prozent. Das zeigt, dass der Verkehr ein großer Faktor ist, wenn es darum geht, das Ziel Klimaneutralität zu erreichen. Die Dekarbonisierung des Verkehrs, also die Reduzierung von Kohlendioxidemissionen durch den Einsatz kohlenstoffarmer Energiequellen oder gar klimaneutraler Energie (Elektromobilität), ist nur ein Aspekt einer notwendigen Mobilitätswende. Der Ausbau des ÖPNV sowie des Fuß- und Radverkehrs sind weitere Baustene. Der Rat der Stadt Bornheim hat deshalb 2022  die Erstellung eines Mobilitätskonzeptes beschlossen. Ziel ist es, eine Verkehrswende in Bornheim zu organisieren, die eine klimafreundlichere Mobilität für alle Bürgerinnen und Bürger ermöglicht.


Erneuerbare Energien

Die Umstellung auf Erneuerbare Energieträger spielt eine sehr wichtige Rolle, um Klimaneutralität zu erreichen. Denn nur mit dem Umstellen der Energieversorgung von Öl, Kohle und Gas auf Erneuerbare Energieträger wie Sonne, Wind, Wasser, Biomasse und Erdwärme lassen sich die Pariser Klimaschutzziele einhalten.
Für Bornheim hat vor allem die Windenergie ein großes Potential. Nach einem mehrjährigen Prozess ist hierzu bereits der Teilflächennutzungsplan "Windenergie" neu aufgestellt worden. Ziel war, sogenannte Konzentrationszonen zu bilden, um einen Wildwuchs von Windenergieanlagen zu verhinden.
 

Auch Solarenergie leistet einen bedeutenden Beitrag zur Energiewende und ist hinter der Windenergie die zweitwichtigste . Denn die Sonne als Energiequelle ist kostenlos und steht unbegrenzt zur Verfügung. Das Verfahren nutzt die Strahlung der Sonne, um Wärme oder Energie zu erzeugen. Dies geschieht durch sogenannte Photovoltaik- oder Solarthermieanlagen. Die Bedeutung von Photovoltaik-Anlagen hat seit 2003 kontinuierlich zugenommen. Im Jahr 2023 wurden in Deutschland insgesamt 12 Prozent des erzeugten Stroms durch Photovoltaik produziert. Auch mit  Blick auf die lokale Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Quellen gewinnen neben den städtischen Solaranlagen auch private und gewerbliche Solaranlagen immer mehr an Bedeutung.

Die Entwicklung von Photovoltaik-Anlagen in Bornheim

Die Entwicklung von Photovoltaik-Anlagen in Bornheim

Im vierten Quartal 2023 wurden in Bornheim insgesamt 254 Solaranlagen neu installiert. Dies entspricht einem Zuwachs von 14,0% im Vergleich zur letzten Datenerhebung im dritten Quartal 2023. Damit liegt das Wachstum in Bornheim über dem bundesweiten Durchschnitt von 7,0% aller deutschen Städte. Die Gesamtzahl der in Bornheim installierten Solaranlagen beträgt aktuell 2.213 Anlagen 31.03.2024) – das entspricht ungefähr einer Fläche von 18 Fußballfeldern. 

Die installierte Leistung in Bornheim liegt damit bei insgesamt 28 Megawatt. Gemessen an der Anzahl der PV-Anlagen pro 1.000 Einwohner schafft Bornheim es im Ranking der Städte auf Platz 927 – gemessen an der insgesamt installierten Leistung auf Rang 442. Das geht aus den offiziellen Photovoltaik-Ausbauzahlen der Bundesnetzagentur für das vierte Quartal 2023 hervor.