Politik und Verwaltung haben zwei neue Flüchtlingsunterkünfte im Stadtgebiet besichtigt.
Perspektiven in der Flüchtlingsunterbringung
FlüchtlingeStadtgeschehen29. Juli 2024
Die Unterbringung geflüchteter Menschen zählt zu den größten und drängendsten Aufgaben, denen sich die Stadt Bornheim in den letzten Jahren gegenübersieht. Aktuell leben etwa 1.700 Menschen mit Fluchterfahrung im Stadtgebiet, davon rund 600 Personen in städtischen Unterkünften. Es ist damit zu rechnen, dass Bornheim bis Jahresende weitere 200 Menschen zugewiesen werden. Für die Stadt geht es in dieser Situation darum, Obdachlosigkeit zu vermeiden. Dies gelingt nur, wenn zusätzliche Sammelunterkünfte errichtet werden. Mit dem Neubau am Hexenweg und einer Containeranlage „Am Ühlchen“ in Bornheim-Ort sind nun – bis auf die Außenanlagen – zwei weitere Sammelunterkünfte fertiggestellt worden. Vertreter der Stadtverwaltung haben Mitgliedern des Rates und des Ausschusses für Soziales, Inklusion und Demographie sowie dem Bornheimer Ortsvorsteher Dominik Pinsdorf die neuen Unterkünfte bei einem Ortstermin vorgestellt.
Knapp zehn Monate nach Baubeginn ist die Unterkunft am Hexenweg fertig geworden. Ab September ist der Neubau bezugsfertig. Dort sollen insgesamt 88 Personen Platz finden, 56 in „Haus 1“ und 32 in „Haus 2“. Auf einer Fläche von insgesamt 1.164 Quadratmetern befinden sich 11 3-Zimmer-Wohnungen und ebenso viele 1-Zimmer-Appartements. Ausgestattet sind die Wohnungen mit jeweils eigenen Bädern und Küchen. Außerdem gibt es einen Lager- und einen Hausanschlussraum sowie ein Büro.
Auf dem Dach befindet sich eine Photovoltaik-Anlage, die mit knapp 50.000 Euro gefördert wurde. Und auf der Außenanlage werden zwei Spielgeräte installiert – eins hat die Johann-Wallraf-Schule, das andere die Kita „Schatzkiste“ in Hersel zur Verfügung gestellt. Beide Geräte können wegen eines Umbaus (Schule) beziehungsweise Umzugs (Kita) an ihren bisherigen Verwendungsorten nicht mehr eingesetzt werden. Die Stadt Bornheim hat in die neue Unterkunft insgesamt 5,5 Millionen Euro investiert. Davon sind 4,83 Millionen über ein Förderdarlehen finanziert worden.
„In der neuen Unterkunft sollen vorrangig ältere Menschen, Familien und Einzelpersonen untergebracht werden“, erklärt Bornheims Sozialdezernentin Alice von Bülow. Auf dieser Grundlage erfolge eine Umverteilung von Personen, die derzeit in Bestandsunterkünften untergebracht seien in den Hexenweg. Bei der Belegung würden außerdem Personen berücksichtigt, die von Obdachlosigkeit bedroht seien, weil sie wegen Zwangsräumung oder auslaufender Mietverträge eine neue Unterkunft benötigten. Grundsätzlich werde auf eine gute Zusammensetzung der Bewohnerschaft geachtet, damit sich ein gutes Miteinander entwickeln könne. Wie alle größeren Unterkünfte, wird auch das Haus am Hexenweg durch den Sozialen Dienst der Stadt in Kooperation mit dem Caritasverband Rhein-Sieg e.V. betreut.
Nachdem Rats- und Ausschussmitgliedern Anfang Juli die Unterkunft vorgestellt wurde, werden vor dem Einzug der ersten Bewohnerinnen und Bewohner auch die unmittelbaren Nachbarn Gelegenheit haben, das Gebäude zu besichtigen und sich mit dem Sozialen Dienst des Sozialamtes und den Ehrenamtlichen der Bornheimer Flüchtlingshilfe auszutauschen.
Ebenfalls ab September wird auch die zweigeschossige Containeranlage bezogen werden können, die in der Straße „Am Ühlchen“ aufgebaut worden ist. Auf einer Fläche von 1.025 Quadratmeter verfügt die Anlage über insgesamt 33 Zimmer. Darüber hinaus befinden sich in jedem Geschoss drei Waschräume sowie jeweils eine Küche, ein Aufenthaltsraum und ein Wäscheraum mit Waschmaschine und Trockner. In der Anlage können bis 66 Personen Platz finden. Die Investitionssumme beträgt rund 2,2 Millionen Euro. Das Grundstück, auf dem die Anlage steht, hat die Stadt für zunächst sechs Jahre gepachtet.
„Da die Kapazitäten der städtischen Unterkünfte ebenso erschöpft sind wie die Möglichkeiten, Wohnraum auf dem freien Markt zu finden, stehen wir als Stadt unter enormem Druck, weitere Lösungen zu finden. Deshalb bin ich froh, dass zwei weitere Unterkünfte schon bald genutzt werden können“, betont der Technische Beigeordnete der Stadt Bornheim, Robert Lehmann.
Durch die beiden Unterkünfte im Hexenweg und am Ühlchen hofft die Stadt, die Belegung der kleinen Turnhalle der Johann-Wallraf-Grundschule schnellstmöglich aufheben und künftige Hallensperrungen vermeiden zu können.
Aber auch über die beiden neuen Sammelunterkünfte hinaus arbeitet die Stadt an zusätzlichen Unterkünften. So steht bereits fest, dass an drei weiteren Standorten Flüchtlingsunterkünfte entstehen werden. Dabei handelt es sich um eine Fläche im Jesuitenbungert in Walberberg, auf der eine gemietete Containeranlage errichtet werden soll. Eine weitere Modulanlage – ähnlich der am Hexenweg – wird auf dem alten Sportplatz in Rösberg aufgebaut. Die Anlage in Walberberg soll nach aktuellem Planungsstand im ersten Halbjahr 2025 fertig werden, die in Rösberg voraussichtlich Ende 2025. Außerdem hat der Ausschuss für Soziales, Inklusion und Demographie bereits im Mai einstimmig beschlossen, dass auch auf einer Fläche neben dem neuen Sportplatz an der Erftstraße in Hersel eine Containeranlage für bis zu 65 Personen aufgestellt werden kann. Die Anlage soll noch in diesem Jahr dort errichtet werden. Der Bezug ist für 2025 vorgesehen.
Grundsätzlich gilt, dass sich die Verwaltung bei der Suche nach Standorten an den Vorgaben des Rates orientiert: Die Unterkünfte sollen dezentral über das Stadtgebiet verteilt liegen und eine Kapazität von 100 Personen nicht überschreiten. Außerdem sollen sie eine gute Infrastrukturanbindung (ÖPNV und Lebensmittelversorgung) haben, um die Selbstversorgung der Menschen zu ermöglichen. Dies ist bisher gut gelungen und trifft auf fast alle bisherigen Standorte zu.