Neun neue Stolpersteine erinnern nun im Bornheimer Ortszentrum an die Opfer des nationalsozialistischen Regimes.
Neun neue „Stolpersteine“ für Bornheim
Termine & AktionenAlleBornheimStadtgeschehen06. November 2024
Bereits seit vielen Jahren beteiligt sich die Stadt Bornheim an der Aktion „Stolpersteine“, um die Erinnerungskultur aktiv zu unterstützen. Insgesamt 87 Messingschilder mit den Namen und Schicksalsdaten von Bürgerinnen und Bürgern, die von den Nazis verschleppt und ermordet wurden oder flüchten mussten, hat der Künstler Gunter Demnig seit 2006 im Stadtgebiet verlegt. Die jüngsten Stolpersteine liegen nun an der Schillerstraße 1, dem Servatiusweg 11 und der Königstraße 138.
Neben Vertreterinnen und Vertretern von Rat und Verwaltung waren auch viele Bürgerinnen und Bürger gekommen, um der Verlegung zuzusehen und die Schicksale der Opfer zu erfahren, die Bürgermeister Christoph Becker kurz skizzierte. Auch Schülerinnen und Schüler der LVR-Ernst-Jandl-Schule waren dabei, da sie sich im Vorfeld insbesondere mit der Familie Schmitz aus der Königstraße beschäftigt hatten.
„Das Gedenken an die Opfer im öffentlichen Raum ist nicht nur ein Anliegen vieler Nachfahren, es ist auch für uns als Gesellschaft wichtig“, erklärte Becker und bedankte sich herzlich bei allen Sponsoren, die eine Patenschaft und somit die Kosten für einen der Stolpersteine übernommen hatten. „Das große Interesse an den Patenschaften, aber auch an der heutigen Verlegung zeigt mir, dass wir in einer toleranten und demokratisch gefestigten Stadt leben.“
Der erste Stolperstein, der verlegt wurde, gilt Catharina König. 1881 geboren, befand sich Catharina König wegen psychischer Probleme bereits vor der NS-Zeit in Behandlung. 1940 begannen die Nationalsozialisten mit der „Aktion T4“ den Massenmord an Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen. Catharina wurde am 20. August 1941 von der Anstalt Galkhausen in Langenfeld zusammen mit 84 weiteren Patienten in die Tötungsanstalt Hadamar gebracht, wo sie unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet wurde. Bei der Stolpersteinverlegung dabei war auch Catharinas Urenkel Hans Jakob Kessel, der die Nachforschungen des Stadtarchivs unterstützt hatte.
Im Anschluss wurden vier weitere Stolpersteine vor dem Haus Servatiusweg 11 verlegt. An dieser Stelle stand früher ein kleines Fachwerkhaus. Dort wohnten der Schuhmacher Sally Cahn und seine Ehefrau Paulina mit den beiden Söhne Josef und Maximilian. Nachdem die jüdische Familie immer mehr unter Druck geraten und der jüngere Sohn Max sogar von seinen Schulfreunden verprügelt worden war, gelang Ende August 1938 die Flucht: Auf dem Schiff „Cordillera“ reisten die Cahns zunächst nach Bogota und emigrierten später in die USA.
Abschließend wurden vier Steine für Hermann Schmitz, Ehefrau Amalia, Tochter Grete und Sohn Ernst vor ihrem ehemaligen Wohnhaus in der Königstraße 138 verlegt. Auch Familie Schmitz war jüdisch und musste vor der Verfolgung durch die Nazis fliehen. Als Vorstandsmitglied der Bornheimer Synagogengemeinde kam Hermann Schmitz die traurige Aufgabe zu, das Grundstück der am 10. November 1938 von den Nazis niedergebrannten Synagoge an die Zivilgemeinde verkaufen zu müssen. Erst im Oktober 1939 konnte die Familie über Italien nach Chile fliehen. Tochter Grete engagierte sich später durch zahlreiche Zeitzeugenberichte gegen das Vergessen.
In Bornheim findet man Stolpersteine bisher in den Ortschaften Roisdorf, Bornheim, Walberberg, Hersel, Widdig, Merten, Sechtem und Waldorf. Jeder, der diese kleinen Denkmale betrachtet und die Inschriften liest, muss nach unten sehen und verneigt sich so unweigerlich vor den Opfern.
Zum Abschluss der Aktion lud Bürgermeister Becker alle Bürgerinnen und Bürger zur Gedenkveranstaltung „Erinnern für Heute und Morgen“ am kommenden Sonntag, 10. November 2024, ein. Treffpunkt ist um 18 Uhr am Standort der ehemaligen Synagoge in der Königstraße 55, um zum 86. Jahrestag des Bornheimer Novemberpogroms an die Verfolgung und Ermordung jüdischer Menschen im Nationalsozialismus zu erinnern. Im Anschluss gehen die Teilnehmenden dann zusammen zur LVR-Ernst-Jandl-Schule, wo ab 18.30 Uhr Projekte der Schulen, Kirchen und der Jugendarbeit vorgestellt werden. Mehr erfahren