Erinnern für Heute und Morgen

Gemeinsames Zeichen gegen Antisemitismus, Diskriminierung und Fremdenhass

Am Sonntag, 10. November 2024, hat die Stadt Bornheim an die Verfolgung und Ermordung jüdischer Menschen im Nationalsozialismus erinnert, um damit gemeinsam ein Zeichen gegen Antisemitismus, Diskriminierung und Fremdenhass zu setzen.

Bürgermeister Christoph Becker erinnerte an die Gräueltaten der Nationalsozialisten

Bürgermeister Christoph Becker erinnerte an die Gräueltaten der Nationalsozialisten

Die Veranstaltung „Erinnern für Heute und Morgen“ begann um 18 Uhr am Standort der ehemaligen Synagoge, Königstraße 55. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger waren gekommen und hielten beim gemeinsamen Gedenken Kerzen in der Hand. Das Gedenken am ehemaligen Gotteshaus wurde durch Klezmermusik von einem Lehrer und Lernenden der Bornheimer Musikschule musikalisch begleitet. Die Synagoge wurde 1866 errichtet und wurde zum neuen Zentrum des jüdischen Lebens, ehe das Gotteshaus am Abend des 10. November 1938 von Nationalsozialisten in Brand gesteckt wurde. Ein randalierender Mob lief durch die Straßen, machte Jagd auf jüdische Menschen und zerstörte ihre Häuser, Wohnungen und Geschäfte.

„Was die Nationalsozialisten aus Bornheim und Umgebung damals niederbrannten, war aber viel mehr als ein Gebäude. Es waren die Hoffnungen jüdischer Menschen auf ein friedliches und sicheres Leben in Deutschland“, sagte Bürgermeister Christoph Becker. Der Bürgermeister berichtete von der damals 17-jährigen Grete. Ihr und ihrer Familie gelang wie einigen wenigen Familien die Flucht. Ihres Besitzes beraubt, mit nur wenigen Reichsmark, verließen sie ihre Heimat. Mehr als 70 Jüdinnen und Juden aus Bornheim hatten das nicht geschafft. Sie wurden weiter entrechtet, deportiert und ermordet. Der Opfer gedachten die Menschen vor der ehemaligen Synagoge in einer Trauerminute.

Im Anschluss an das gemeinsame Gedenken zum 86. Jahrestag des Bornheimer Novemberpogroms gingen die Teilnehmenden zusammen zur LVR-Ernst-Jandl-Schule. Dort stellten Schulen und die Jugendarbeit ihre Projekte vor. Fast das gesamte Erdgeschoss der Schule war dafür zum historischen Erlebnisraum umfunktioniert worden. Zudem gab es eine Theaterbühne. Aufgrund der Vielzahl der Gäste wurden diese in zwei Gruppen aufgeteilt, die im Wechsel die Theaterbühne und die Ausstellungen im Erdgeschoss besuchen konnten.

In den Ausstellungsräumen erlebten die Gäste eine Vielzahl unterschiedlichster Beiträge. So präsentierten Schülerinnen und Schüler der LVR-Ernst-Jandl-Schule ihre Graphic-Story über Grete Schmitz, die als Jüdin zusammen mit ihrer Familie aus Bornheim fliehen musste. Der Wahlpflichtkurs Geschichte der siebten Klassen der Europaschule hatte sich mit dem Schicksal von Philipp Loeb aus Roisdorf beschäftigt und seine Ergebnisse in einem Film zusammengefasst. Der Bornheimer JugendTreff und das Stadtteilbüro hatten Interviews zu Diskriminierungserfahrungen von Bornheimer Jugendlichen gesammelt und präsentierten diese neben historischen und aktuellen Propagandaplakaten und in einer Sound-Collage. Die Jugendlichen des Kulturraum Bornheim unter der Leitung von Achim Stommel steuerten einen Filmbeitrag über antisemitische Verschwörungstheorien bei.

Auf der Theaterbühne zeigten Mitglieder der Theatergruppe „Utopia“ unter der Leitung der Theaterpädagogin Monika Timme eine Performance mit Zeitzeugenberichten aus der Pogromnacht. Die gesamte Veranstaltung wurde durch ein Klezmer-Duo, darunter eine Lehrkraft der LVR-Ernst-Jandl-Schule, musikalisch begleitet. In der Cafeteria war für das leibliche Wohl gesorgt. Zum Abschluss der Veranstaltung führten Schülerinnen und Schüler der Heinrich-Böll-Gesamtschule unter der Leitung von Musiklehrerin Csilla Bodoova eine musikalische Performance auf dem Schulhof auf.