Neun neue Stolpersteine

Am Mittwoch, 6. November 2024, ab 11 Uhr lädt Bürgermeister Christoph Becker alle Bornheimerinnen und Bornheimer ein, an der Verlegung von neun neuen Stolpersteinen teilzunehmen. Der erste Treffpunkt ist die Schillerstraße 1 Ecke Königstraße.

Hamburg am 27. August 1938: Familie Cahn aus Bornheim geht an Bord des Schiffes „Cordillera“, das sie nach Kolumbien bringt. Von rechts nach links: Maximilian, Sally, Paulina und Josef.

Die Stadt Bornheim beteiligt sich seit vielen Jahren an der Aktion „Stolpersteine“, um die Erinnerungskultur in der Stadt aktiv zu unterstützen. Bereits 78 Messingschilder mit den Namen und Schicksalsdaten von Opfern des nationalsozialistischen Regimes hat der Künstler Gunter Demnig seit 2006 im Stadtgebiet verlegt. Nun wird die Aktion im Bornheimer Ortszentrum fortgeführt.

Als erstes wird Gunter Demnig an der Schillerstraße 1 einen Stolperstein für Catharina König verlegen. Wegen psychischer Probleme befand sich Catharina König bereits vor der NS-Zeit in Behandlung. 1940 begannen die Nationalsozialisten mit der „Aktion T4“ den Massenmord an Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen. Catharina wurde am 20. August 1941 von der Anstalt Galkhausen in Langenfeld zusammen mit 84 weiteren Patienten in die Tötungsanstalt Hadamar gebracht, wo sie unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet wurde.

Im Anschluss werden vier weitere Stolpersteine vor dem Haus Servatiusweg 11 verlegt. An dieser Stelle stand früher ein kleines Fachwerkhaus. Dort wohnten der Schuhmacher Sally Cahn und seine Ehefrau Paulina mit den beiden Söhne Josef und Maximilian. Der jüdischen Familie gelang Ende August 1938 die Flucht: Auf dem Schiff „Cordillera“ reiste sie zunächst nach Bogota und emigrierte später in die USA.

Abschließend werden vier Steine für Hermann Schmitz, Ehefrau Amalia, Tochter Grete und Sohn Ernst vor ihrem ehemaligen Wohnhaus in der Königstraße 138 verlegt. Auch die Cahns waren Juden und mussten vor der Verfolgung durch die Nazis fliehen. Als Vorstandsmitglied der Bornheimer Synagogengemeinde kam Hermann Schmitz die traurige Aufgabe zu, das Grundstück der am 10. November 1938 von den Nazis niedergebrannten Synagoge an die Zivilgemeinde verkaufen zu müssen. Erst im Oktober 1939 konnte die Familie über Italien nach Chile fliehen. Tochter Grete engagierte sich später durch zahlreiche Zeitzeugenberichte gegen das Vergessen.

Zwischen den Verlegungen liegen jeweils etwa 20 Minuten. Finanziert wird die Aktion in Bornheim seit ihren Anfängen durch private Spender, sogenannte „Stolperstein-Paten“. Diese übernehmen die Kosten für die Herstellung und Verlegung eines Steins. Auch dieses Jahr haben sich wieder viele Bürgerinnen und Bürger bereit erklärt, eine solche Patenschaft zu übernehmen. Bürgermeister Christoph Becker freut sich über das große Interesse und dankt allen Paten.

In Bornheim findet man Stolpersteine bisher in den Ortschaften Roisdorf, Bornheim, Walberberg, Hersel, Widdig, Merten, Sechtem und Waldorf. Jeder, der diese kleinen Denkmale betrachtet und die Inschriften liest, muss nach unten sehen und verneigt sich so unweigerlich vor den Opfern.