Ausstellung „Die Mertener Schulchronik 1940 – 1949“ eröffnet

„Die Mertener Schulchronik 1940 – 1949“ ist der Titel einer Ausstellung, die seit vergangenem Donnerstag in der Bürgerhalle des Rathauses zu sehen ist.

Der Volkskundler Hans Schmidt und Stadtarchivar Jens Löffler vor einer der beiden Ausstellungsvitrinen

Die stellvertretende Bürgermeisterin Gabriele Kretschmer und die Beigeordnete Alice von Bülow eröffneten die Ausstellung, die von Stadtarchivar Jens Löffler in Zusammenarbeit mit dem Kunsthistoriker und Volkskundler Hans Schmidt konzipiert wurde.

Am 8. Mai jährt sich das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa zum 79. Mal. Mehr als 60 Millionen Menschen wurden in diesem Krieg Opfer von Krieg, Massenmord, Hunger und Vertreibung. Die Mertener Schulchronik ist nicht nur ein besondere Stück Mertener Ortsgeschichte, sondern stellt ebenso eine ganz besondere Quelle aus dieser Zeit dar.  "Als Gesellschaft müssen wir uns einerseits von Zeit zu Zeit vergewissern, was unsere gemeinsamen Ziele sind, andererseits aber auch immer wieder vor Augen führen, was wir niemals wieder erleben möchten", sagte Kretschmer. In diesem Sinne habe die Ausstellung kurz vor dem 79. Jahrestag des Kriegsendes, aber auch so kurz vor der Europawahl für sie eine ganz besondere Bedeutung.

Die Indoktrination, also die gezielte Manipulation der Schülerinnen und Schüler durch parteitreue Lehrer, die menschenverachtende Ideologie des Nationalsozialismus und der Wahnsinn des Krieges; all das spiegelt sich in dieser Quelle in besonderem Maße. Totenzettel ehemaliger Schülerinnen und Schüler finden sich neben dem Bericht einer Schulfeier, bei der die Mertener Jugend auf den Heldentod eingeschworen wird. Wenige Seiten weiter schildern eingeklebte Flugblätter der Alliierten die aussichtslose Lage der Deutschen Armee. Andere Flugblätter, die Hauptlehrer Wilhelm Billigmann fein säuberlich in die Schulchronik heftete, informierten bereits im Jahr 1943 über den Massenmord an den europäischen Juden. Auch die Mertener Juden waren zu diesem Zeitpunkt bereits deportiert und ermordet worden, sofern ihnen nicht rechtzeitig die Flucht gelang.

Die Ausstellung zeigt ausgewählte Auszüge sowie Flugblätter aus der Chronik und erläutert umfangreich, wie die Mertener Bevölkerung den Krieg, insbesondere den Bombenkrieg, erlebte. Unter den Ausstellungsstücken finden sich neben weiteren Unterlagen des Stadtarchivs auch Leihgaben des Museums für Alltagsgeschichte in Brühl und das Modell eines viermotorigen Halifax Bombers der Royal Airforce, das von Heinz Dieken, Inhaber des IKARUS Modellversandes aus Gangelt, bereitgestellt wurde.

Alice von Bülow, Gabriele Kretschmer und Jens Löffler bei der Ausstellungseröffnung

Die Ausstellung kann noch bis Ende Mai zu den Öffnungszeiten des Rathauses besichtigt werden.